Im September 2024 hat Nastasia an der Yale University in New Haven (CT) einen Vortrag zum Thema „Transatlantic Opera Networks in the Viennese Avantgarde: The Case of Wozzeck“ gehalten. Anhand neuer Quellenfunde aus der Von Wymetal Family Collection in Pittsburgh und dem Curtis Institute of Music in Philadelphia zeigte sie das Netzwerk und die institutionellen Hintergründe der Wozzeck-Premieren auf, die 1931 in Philadelphia und New York City stattfanden. Der Vortrag fand im Rahmen der Opera Studies Working Group statt.
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Im Juni 2024 unternahmen wir mehrere Forschungsreisen in unterschiedliche europäische Städte, in denen bedeutende Wozzeck-Erstaufführungen stattgefunden haben. Die Anfang des Jahres begonnenen Arbeiten zu den Akteursgruppen der Opernhäuser und der Dirigenten konnte somit entscheidend vorangebracht werden. Nastasia besuchte zunächst das Stadtarchiv Aachen, wo Wozzeck 1930 erstmals in einer reduzierten Fassung zur Aufführung gelangte. In der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität zu Köln auf Schloss Wahn sichtete sie anschließend Bühnenbildentwürfe und Fotografien zu verschiedenen frühen Wozzeck-Inszenierungen. Zur selben Zeit nahm Constanze in Prag die skandalträchtige Prager Erstaufführung des Wozzeck 1926 in den Blick, der nach nur drei Abenden abgesetzt wurde. Sie recherchierte Quellen im Archiv des Nationaltheaters, der Musik- und der Theaterabteilung des Tschechischen Nationalmuseums sowie dem Tschechischen Nationalarchiv. Im Anschluss reisten Nastasia und Constanze gemeinsam nach Brüssel. In der Königlichen Bibliothek Belgiens, dem Literaturarchiv, dem Archiv des Théâtre de la Monnaie und dem Stadtarchiv Brüssel sichteten wir sowohl Dokumente zur ersten Aufführung des Wozzeck in französischer Sprache 1932 als auch zum Kontext der geplanten, jedoch nicht realisierten Uraufführung von Lulu 1935. Im Zuge dieser Forschungsreisen wurden nicht nur bereits bekannte Quellen kontrolliert, sondern auch bisher unbekannte Dokumente erfasst, die ein besseres Verständnis des historischen und kulturellen Kontexts der frühen Wozzeck-Aufführungen ermöglichen.
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Im Mai 2024 ist Constanze Köhn unserem Team beigetreten. Sie wird Annkatrin während ihrer Karenz in den kommenden Monaten vertreten. Herzlich willkommen, Constanze!
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Um Einblicke in den Fortgang des FWF-Projektes zu geben, haben Annkatrin und Nastasia Mitte März 2024 einen Vortrag im Rahmen des „Jour fixe“ am Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien gehalten. Im Zentrum stand die Präsentation erster Ergebnisse, des aktuellen Arbeitsstands sowie aktueller Fragestellungen, die im Anschluss an den Vortrag mit den Teilnehmenden diskutiert wurden.
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Anfang März 2024 war Nastasia eingeladen, an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar einen Vortrag zum Thema "Making of" Symphonische Stücke aus der Oper Lulu zu halten. Dabei wurden Ziele, Methodik und erste Ergebnisse des FWF-Projektes vorgestellt. Der Vortrag fand im Rahmen der „Opernwerkstatt Lulu" statt, einem studentischen Projekt, das eingebettet in ein Seminar unter Leitung von Michael Klaper die künstlerische und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Bergs Oper Lulu zum Ziel hatte.
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Beginnend im Oktober letzten Jahres haben wir in den folgenden drei Monaten die umfangreiche Korrespondenz zwischen Alban Berg und seinem Verlag, der Universal Edition Wien, für unsere Edition in den Blick genommen. Augenfällig ist die zentrale Rolle des Verlags im gesamten Herstellungsprozess – er war nicht nur in die Drucklegung der Werke eingebunden, sondern zentraler Akteur etwa in der Verhandlung mit Opernhäusern und Dirigenten, aber auch wichtiger Ansprechpartner für den Komponisten selbst, auch in Bezug auf künstlerische Fragen. Für die Datenbank sind aus der Korrespondenz der Universal Edition mit Berg und weiteren beteiligten Akteur*innen mittlerweile etwa 700 Dokumente für die Datenbank und die Dokumentenbände in Vorbereitung. Daneben haben wir uns Anfang des Jahres weiteren Akteursgruppen zugewandt und arbeiten aktuell an der Aufnahme von Korrespondenzen mit Dirigenten sowie Opernhäusern. Für letztere werten wir zunächst die Überlieferungslage zu jenen Theatern aus, an denen Inszenierungen von Wozzeck und Lulu bis 1935 bzw. 1953 realisiert wurden bzw. auch von jenen Häusern, mit denen die Verhandlungen zu einer Inszenierung gescheitert sind. Archivbesuche in Berlin – wo 1925 Wozzeck und 1934 die Symphonischen Stücke aus der Oper Lulu unter Erich Kleiber uraufgeführt wurden, sowie in Wien selbst, wurden bereits unternommen.
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Am 4. und 5. Dezember 2023 fand der Workshop Musical Practice / Kulturelles Handeln / Musicking statt, veranstaltet von der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung) in Kooperation mit der Alban Berg Stiftung. Am Beispiel von Schlüsseltexten von Andreas Reckwitz, Theodore Schatzki, Susanne Rode-Breymann u. a. wurden praxeologische Ansätze der Sozialtheorie auf ihr Potenzial für die kulturwissenschaftlich ausgerichtete Musikforschung im allgemeinen und ihren Nutzen für unser Forschungsprojekt hin diskutiert. Neben den Referent*innen Annkatrin Babbe, Gesa Finke, Martin Eybl, Nastasia Heckendorff, Susanne Rode-Breymann und Melanie Unseld beteiligten sich auch zahlreiche Gäste an den anregenden Diskussionen. Annkatrin und Nastasia stellten das Forschungsprojekt und erste Ergebnisse vor.
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Am 1. Oktober 2023 hat das Forschungsprojekt „Composing | Publishing | Performing Opera: The Making of Alban Berg’s Wozzeck and Lulu“ die Arbeit aufgenommen. In den kommenden drei Jahren untersuchen wir verschiedene Schritte in der Herstellung der Opern Wozzeck und Lulu und das Zusammenwirken der beteiligten Akteur*innen, darunter Personen aus dem persönlichen und professionellen Umfeld des Komponisten, Mitarbeiter*innen des Verlags und der Opernhäuser.
Die Ergebnisse werden in zwei Dokumentenbänden im Rahmen der Berg-Gesamtausgabe publiziert und komplementierend in der Datenbank der Alban Berg Stiftung veröffentlicht. Ein weiteres Anliegen des Projekts ist die Ausrichtung einer Tagung, deren Beiträge in einem Tagungsband herausgegeben werden.
In einem ersten Schritt nehmen wir die Akteursgruppe der Mitarbeiter*innen der Universal Edition Wien und Selbständige im Dienste des Verlags in den Blick. Bereits nach den ersten Archivbesuchen zeichnet sich die herausragende Rolle des Verlags beim gesamten Herstellungsprozess der Opern – von der Komposition, über die Aufführungen, hin zur Drucklegung – ab.